Torvok

       Richter der Strasse       

Gott der Gassen, der Ausgestoßenen und des gerechten Ausgleichs

Element: Erde
Symbol: Schiefe Waage
Darstellung: Ein Mann mit wettergegerbtem Gesicht, dunklem Mantel mit zerschlissener Kapuze. Er trägt eine Waage. Ein streunender Hund folgt ihm stets.

Assoziationen: Gerechtigkeit ohne Amt, Schutz der Schwachen, Straßenweisheit, geheime Regeln der Armen, Schutzpatron von Gassenkindern, fahrenden Händlern, Gaunern mit Herz

Typisches Gebet:
„Torvok, du Streicher auf altem Stein,
du kennst das Recht, das keiner schreibt.
Hilf mir zu handeln, nicht zu herrschen,
und wiege Schuld mit deinem Herzen.“


Feiertag: 9. Torvok – Tag der offenen Taschen
In den Städten werden Speisen und Waren getauscht statt verkauft, Straßenpriester richten offene Tische aus, an denen jeder Platz findet. Kinder erzählen „Torvoksmärchen“ – kluge Streiche mit moralischem Kern.

Heiliger Gegenstand: Eine uralte Kupfermünze mit abgewetztem Gesicht – „die ehrliche Münze“, die nie für Unrecht ausgegeben werden darf.

Torvok, der Gott der Gassen und der Ausgestoßenen, gilt als der älteste Sohn Arvands, des Eidgebers, und doch wurde er nie in den Hallen des Rechts empfangen. Denn Torvok wanderte schon in jungen Jahren aus den hohen Sälen der Ordnung fort, hinab in die engen Gassen und Hinterhöfe der Welt. Dort, wo das Gesetz nichts gilt, wo Münzen lauter sprechen als Richter, dort fand er seinen Platz – nicht über den Menschen, sondern unter ihnen.
Manche nennen ihn einen Heiligen unter Dieben, andere einen Gott der List. Doch Torvok urteilt nicht nach Schrift und Titel, sondern nach Not und Herz. Es heißt, er wiege die Schuld eines Bettlers leichter als die Lüge eines Fürsten. Seine Waage ist schief, aber gerecht – denn sie erkennt, was hinter Taten steht, nicht bloß, was die Tat war.
Legenden berichten, dass er einst ein hungerndes Kind vor dem Strick bewahrte, indem er den Richter selbst des Diebstahls überführte – nicht durch Magie, sondern durch Worte, die schärfer trafen als ein Schwert. Seitdem flüstern sich Gassenkinder und fahrende Händler Geschichten über ihn zu, und sein Zeichen – ein Stein mit eingeritzter Waage – findet sich an den Türen jener, die den Armen helfen, ohne zu fragen.
In seinen Tempeln knarren lose Dielen und tropft Regen durch undichte Dächer. Es sind keine Orte des Prunks, sondern des Trosts. Seine Priester tragen keine Roben, sondern Straßenkleidung, und ihr Urteil fällt unter freiem Himmel. Wer dort schwört, schwört auf Leben und Überleben, nicht auf Ehre oder Stand.


„Nicht wer Recht spricht, sondern wer Recht lebt, steht unter meinem Schutz“,
heißt es in den Schattenworten Torvoks.

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